Schwarz auf Weiss

Zeichnen ist die Kunst,

Striche spazieren zu führen.

  Paul Klee

"Horst Janssen - Schriftstellerporträts"

waren vom 25.09. - 30.10.2011 im Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven zu sehen.

© Horst Janssen "Das Elixier", 1992, Radierung
© Horst Janssen "Das Elixier", 1992, Radierung

Horst Janssen hat unzählige Köpfe gemalt, gezeichnet und radiert und hat sich damit ganz spielerisch einen „der ersten Plätze unter den Meisterporträtisten des 20. Jahrhunderts erobert“.

So musste der Abgebildete auch nicht mehr am Leben sein, damit Janssen das Besondere in den Charakteren hervorholen konnte. Die Ausstellung „Horst Janssen – Schriftstellerporträts“ ist ein kleiner Rundgang durch die Literaturgeschichte: von Novalis, Georg Büchner und Heinrich Heine über Theodor Storm, Franz Kafka und Edgar Allen Poe bis hin zu Gottfried Benn, Heinrich Mann und Berthold Brecht.

 

Horst Janssen wird am 14. November 1929 in Hamburg geboren. Seine ersten Lebensjahre verbringt er jedoch in Oldenburg, dort erhält

er später die Ehrenbürgerwürde der Stadt. Schon während seiner Schulzeit zeigt sich sein zeichnerisches Talent. Nach dem Krieg, die Großeltern und seine ledige Mutter starben, da war er gerade neun, bzw. 13 Jahre alt, zieht er zu der Schwester seiner Mutter, die ihn adoptiert und die er zärtlich „Tantchen“ nennt, nach Hamburg. „Tantchen“ unterstützt ihn in seiner künstlerischen Ausbildung und schickt ihn zum Studium an die Landeskunstschule am Lerchenfeld. Dort wird er Meisterschüler von Alfred Mahlau, der u. a. auch Vicco von Bülow (alias Loriot) unterrichtete.

 

Erste Zeichnungen von Janssen werden schon 1947 in der Wochenzeitschrift „Die Zeit“ veröffentlich. 10 Jahre später lernt Janssen über den Künstler Paul Wunderlich die Radier-technik kennen, die er dann wie kaum ein anderer seiner Zeit zur Meisterschaft bringt. Ende der 60er Jahre, nachdem er 1965 seine Arbeiten erstmals in einem größeren Rahmen in der Kestner-Gesellschaft in Hannover gezeigt hat, führt ihn seine internationale Ausstellungs-tätigkeit bis nach Spanien, Amerika, Russland und Japan. Janssen erhält zahlreiche Aus- zeichnungen – u. a. 1968 den Ersten Preis für Grafik auf der Biennale in Venedig.

 

Horst Janssen war Zeichner und blieb dieser Technik Zeit seines Lebens treu. Im Gegensatz zu anderen Künstlern, die die Zeichnung nur als eine Vorstufe zum eigentlichen Kunstprodukt sahen, war für ihn die Zeichnung das Werk an sich und Ausdruck seiner künstlerischen Tätigkeit. Eng verbunden mit seinem künstlerischen Schaffen ist das publizistische Werk in dem Abbildungen und Texte, oftmals die eigenen, gleichrangig gegenüberstehen. Seine bevorzugten Themen waren Blumen und Landschaft, Tod und Vergänglichkeit und immer wieder Porträts, so auch Selbstbildnisse, zu denen auch die Arbeit "Das Elexier" gehört.

 

Das Blatt aus dem Jahr 1992 zeigt sowohl den Künstler Horst Janssen als auch den Schrift-steller E. T. A. Hoffmann und ist durch den Druck auf farbigem Papier sehr speziell. Der Titel "Das Elexier" ist vermutlich eine Anspielung auf E. T. A. Hoffmanns Schauerroman „Die Elixiere des Teufels“, einem Werk, das der Schwarzen Romantik zugeordnet ist. Janssen betitelte die Radierung direkt und ätzte nach dem ersten Zustand die Platte weiter. In großer Dichte und Intensität stellt sich Janssen dem Dichter an die Seite: Das vom Wahnsinn verzerrte, angeschnittene Selbst tritt subtil gegenüber dem prägnanten Porträt von E. T A. Hoffmann mit seiner wulstigen Nase, Backenbart und dem wirrem Haarschopf zurück.

 

Am 31. August 1995 stirbt Horst Janssen an den Folgen eines Schlaganfalls. Fünf Jahre

nach seinem Tod richtet die Stadt Oldenburg ihm zu Ehren ein eigenes Museum ein. Die Ausstellung „Horst Janssen – Schriftstellerporträts“ zeigt Arbeiten in den unterschiedlichsten Techniken – Radierungen, Zeichnungen aus Tusche, Bleistift und Kugelschreiber.

 

Die Exponate stammen aus der Sammlung Galerie und Verlag St. Gertrude, Hamburg.

 

© Erle Bessert M. A. (Kuratorin)